Erfolgreicher Nachwuchs

Vier junge Max-Planck-Wissenschaftler erhalten in diesem Jahr den Heinz Maier-Leibnitz-Preis

Der wichtigste Preis für wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland geht an Andreas Geiger in Tübingen, Christian Groß in Garching sowie Philipp Kanske in Leipzig und Christoph Kirchlechner in Düsseldorf. Die insgesamt zehn Preisträgerinnen und Preisträger, die jedes Jahr von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet werden, erhalten die mit je 20 000 Euro dotierte Auszeichnung am 3. Mai 2017 in Berlin.

Die Preisträger im Einzelnen

Andreas Geiger, Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Tübingen

In seiner Forschung beschäftigt sich Andreas Geiger (34) mit dem weiten Feld der „Computer Vision“, auf dem er sich bereits internationales Renommee erworben hat. Hierbei kombiniert er Maschinelles Sehen und Robotik. Vor allem geht es Geiger darum, die Grundlagen autonomer intelligenter Systeme, speziell im Bereich des autonomen Fahrens, zu verstehen. Seine Arbeit hat damit hohe gesellschaftliche, aber auch wirtschaftliche Relevanz. Zahlreiche von Geiger entwickelte Algorithmen werden inzwischen von Forschergruppen und Unternehmen in der ganzen Welt verwendet.

Seit 2016 leitet Geiger, dessen wissenschaftliche Beiträge bereits mehrfach ausgezeichnet wurden, die unabhängige Max-Planck-Forschergruppe „Autonomes Maschinelles Sehen“. Im selben Jahr erhielt er eine Vertretungsprofessur an der ETH Zürich an einem der weltweit bekanntesten und größten Labs für Computer Vision überhaupt.

Christian Groß, Max-Planck-Institut für Quantenoptik, Garching

Als Postdoktorand war Christian Groß (36) an der bahnbrechenden Entwicklung von Mikroskopen beteiligt, mit deren Hilfe einzelne Atome in optischen Gittern beobachtet werden können. Damit schaffte er es, unterschiedlichste Quantensysteme experimentell zu modellieren und Fragestellungen im Grenzbereich zwischen statistischer Physik und Quantenmechanik zu klären. Groß erzielte wichtige Ergebnisse zu Phasenübergängen, magnetischen Korrelationen und zu Nichtgleichgewichtssystemen.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Physik von Rydberg-Superatomen, mit denen Groß beispielsweise neuartige Quantenkristalle erzeugt. 2015 erhielt Groß für sein Projekt „Rydberg-dressed Quantum Many-Body Systems“ den ERC Starting Grant, um mit seinem Team Forschungen voranzutreiben, die den Weg zum Design von Quantenmagneten ebnen könnten.

Philipp Kanske, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig

Nicht nur Menschen mit verschiedenen psychischen Störungen haben Probleme, mit ihren Emotionen umzugehen und sie durch eine veränderte Bewertung zu regulieren: Gleiches gilt für gesunde Menschen, die ein erhöhtes Risiko aufweisen, solche Störungen auszubilden. Dies ist eine Erkenntnis der Arbeit des Psychologen Philipp Kanske (37), der sich mit dem Einfluss von Emotionen auf unser Denken und Erleben befasst. Dabei kombiniert er Grundlagenforschung mit klinischer Untersuchung, was eine originelle Sicht auf die Thematik auf verschiedenen psychischen Ebenen möglich macht.

Mit seinen rund 50 Publikationen wirkte Kanske bereits stark auf die klinisch-psychologische Neurowissenschaft. 2015 wurde er in die Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften berufen. Am Max-Planck-Institut in Leipzig leitet er die Forschergruppe „Psychopathologie des sozialen Gehirns“.

Christoph Kirchlechner, Max-Planck-Institut für Eisenforschung, Düsseldorf

Seit 2013 leitet Christoph Kirchlechner (34) die Arbeitsgruppe „Nano-/Mikromechanik von Materialien“ am Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, wo er mit seinem Team die Verformung und das Versagen von Materialien in mesoskopischen Dimensionen untersucht. Die dabei angewandte Kombination aus mikromechanischen Experimenten und neuartigen Methoden zur Charakterisierung von Strukturen – darunter die sogenannte mikro-Laue-Beugung – sind einzigartig.

Eine von Kirchlechner mitentwickelte Messmethode macht es möglich, den Einfluss atomarer Defekte auf spezifische Materialeigenschaften zu untersuchen. Sie bietet damit Antworten auf zentrale Fragen der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, namentlich zu den Mechanismen der Feinkornhärtung oder der Bildung von Versetzungsstrukturen im Zuge von Ermüdungsprozessen. Im Bereich mikromechanischer Experimente an Synchrotons gilt Kirchlechner bereits als international anerkannter Experte.

Seit 1977 wird der Heinz Maier-Leibnitz-Preis jährlich an hervorragende junge Forscherinnen und Forscher verliehen: als Anerkennung und zugleich als Ansporn, ihre wissenschaftliche Laufbahn geradlinig fortzusetzen. Benannt ist er seit 1980 nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten Heinz Maier-Leibnitz, in dessen Amtszeit (1973–1979) er erstmals vergeben wurde. Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis gilt nicht nur als der wichtigste Preis für den Forschernachwuchs in Deutschland.

Für die diesjährige Preisrunde waren insgesamt 154 Forscherinnen und Forscher aus allen Fachgebieten vorgeschlagen worden, von denen 14 in die engere Wahl kamen. „Wir haben uns über die besonders zahlreichen Vorschläge im Jubiläumsjahr des Preises sehr gefreut“, sagte die Vorsitzende des Auswahlausschusses, die Mathematikerin und DFG-Vizepräsidentin Marlis Hochbruck: „Die insgesamt zehn Preisträgerinnen und Preisträger zeigen in hervorragender Weise, wie gut es um die wissenschaftliche Qualität und Qualifikation vieler junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland bestellt ist.“

DFG / BA

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