Konfliktforschung auf Kinyarwanda und Mreol
"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt" , definierte Wittgenstein in seinen Tractatus logico-philosophicus aus dem Jahr 1918. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es ein täglicher Ansporn, diese Grenzen zu verschieben. Ethnologie-Forschende, die Tradition und Kultur, Erfahrung und Gefühle fremder Völker aufspüren, können dies nur durch eigenes Mit-Erleben vor Ort erreichen. Das Erlernen der seltenen Sprachen ist dafür unabdingbar, aber auch mit hohen Kosten verbunden.
Unter den Fördernden Mitgliedern der Max-Planck-Gesellschaft fanden sich Spender, die Doktorandinnen und Doktoranden für sechs Monate ein Stipendium in Höhe von 1.000 Euro im Monat finanzierten. Und die Max-Planck-Förderstiftung (MPF) trug ebenfalls dazu bei: Jeder Euro, der gespendet wurde, wurde durch die MPF verdoppelt.
Das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle beschäftigt sich in seiner Abteilung "Integration und Konflikt" mit der Konstruktion von Identität und Differenz im weltweiten Vergleich. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten nicht nur einen Beitrag zur ethnologischen Theorie, sondern befassen sich auch mit Fragestellungen, die im Mittelpunkt gegenwärtiger politischer Debatten stehen. Dazu gehört aktuell das Thema "Identität und Differenz" – die Basis von Freundschaft, aber auch von Feindschaft. In Konfliktmediation und Beratung in der Entwicklungspolitik werden diese Erkenntnisse praktisch angewendet.
Promotionsstudierende des Instituts leben eine Zeitlang mit den Menschen anderer Kulturen zusammen, um sie kennenzulernen, ihre Konflikte zu verstehen und – daraus abgeleitet – Entwicklungspolitik realistisch einzuschätzen. Dafür ist das Erlernen der Sprache dieser Ethnien eine wichtige Voraussetzung. Für die Doktoranden des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung kommt somit vor der Feldforschung das Lernen von Vokabeln und Grammatik von Sprachen, die nur noch selten und in kleinen Gemeinschaften gesprochen werden: Anywaa, Aqkaqdoq, Chetto Mreol, ChiBemba, Kinyarwanda, Krio, Moro… Diese wichtige Vorbereitungsphase vor Ort kann aus zuwendungsrechtlichen Gründen nicht aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Die Stipendien der Fördernden Mitglieder und der MPF sind dabei eine großartige Unterstützung.