Kai Simons mit Robert-Koch-Medaille in Gold geehrt

Der Molekularbiologe wird für seine Forschung zur Zellmembran ausgezeichnet

4. November 2016

Kai Simons, Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik und Geschäftsführer von Lipotype, erhält die Robert-Koch-Medaille in Gold für sein Lebenswerk, speziell für die Charakterisierung von membranbildenden Lipiden und die Etablierung des Lipid Raft-Modells. Die Auszeichnung wird während eines Festakts am 4. November 2016 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin überreicht.

Kai Simons Spezialgebiet ist die Zellmembran, jene hauchdünne, aus einer Doppelschicht von Fettmolekülen (Lipiden) bestehende Hülle, die jede Zelle des menschlichen Körpers umschließt.  Kai Simons entdeckte in der Lipid-Doppelschicht der Zellmembran inselartige Strukturen, die ihn an Flöße aus Baumstämmen erinnerten, wie sie finnische Holzarbeiter über das Wasser treiben lassen – daher der Name „Lipid Rafts“ (nach dem engl. Wort für „Floß“). Simons konnte zeigen, dass diese Nanodomänen dynamisch sind: Ihre Größe fluktuiert, und sie können sich zu flüssigen Plattformen zusammenballen, die eine wichtige Rolle bei der Signaltransduktion und vielen weiteren Membranprozessen spielen. Zudem spielen Fehlfunktionen in Lipid Rafts bei Krankheiten wie Alzheimer oder AIDS eine wichtige Rolle.

“Ich bin überwältigt!” sagt der Preisträger. “Diese Auszeichnung ist eine große Inspiration, und ich hoffe, dass Lipide und die Lipidomik weiter wichtige Impulse in der Forschung geben, aber auch eines Tages dabei helfen, dass wir gesünder leben können.”  Für seinen Beitrag zur Zellbiologie erhielt Simons zahlreiche Auszeichnungen, darunter als Keith Porter Lecturer der American Society for Cell Biology, Harvey Society Lecturer, Dunham Lecturer an der Harvard Medical School und Li Lecturer der University of California in Berkeley. Er ist Ehrendoktor der Universitäten von Genf, Oulu und Kuopio, Finnland und Leuven (Belgien). Die Lipotype GmbH, die Kai Simons mitgegründet hat und die seit 2014 am Markt ist, nutzt neuartige Lipidomik-Analyseverfahren für die Entwicklung personalisierter Diagnose-Ansätze, gesündere Lebensmittel sowie neuartige Kosmetikprodukte.

Die Robert-Koch-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung des medizinischen Fortschritts. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, den Kampf gegen Infektionskrankheiten und andere Volksseuchen zu unterstützen. Die Stiftung verleiht jährlich die Robert-Koch-Medaille in Gold, um das herausragende Lebenswerk von Wissenschaftlern zu würdigen.

Über Kai Simons

Kai Simons erwarb seinen Doktor der Medizin an der Universität Helsinki und erlangte 1964 die Approbation. Anschließend forschte er als Postdoktorand bei A.G. Bearn an der Rockefeller University in New York. 1967 nahm er eine Stellung des finnischen Forschungsrates für Medizin an der Universität Helsinki an, mit Tätigkeiten an den Fakultäten für Biochemie, Bakteriologie und Serologie. 1975 wurde er Gruppenleiter am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg und rief dort das Zellbiologieprogramm ins Leben, das sich zum zentralen Bezugspunkt der molekularen Zellbiologie in Europa entwickeln sollte.

2001 ging Kai Simons nach Dresden, um das neue Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik aufzubauen. Das Institut ist heute ein international anerkanntes Zentrum des Forschungsgebiets. Seine jüngste Arbeit konzentriert sich auf die Organisation und Funktion von Zellmembranen. Er leistete Pionierarbeit mit dem Konzept der Lipid Rafts als Organisationsprinzip der Zellmembran, basierend auf den phasentrennenden Eigenschaften von Sphingolipiden und Cholesterin in Zellmembranen. Kai Simons ist ausländisches Mitglied der National Academy of Sciences, USA, und war Präsident der European Life Scientist Organization. 2007- 2008 war er Mitgeschäftsführer des Shanghai Institute for Advanced Studies der chinesischen Akademie der Wissenschaften. Er war am Aufbau der Biotech-Start-Ups Jado Technologies und Lipotype GmbH beteiligt und ist Mitglied der Fachbeiräte von Biogen und Sanofi.

FF/HR

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