Balzan-Preis für Reinhard Jahn

16. September 2016

Er gilt als einer der bedeutendsten wissenschaftlichen Auszeichnungen. In diesem Jahr geht der italienische Balzan-Preis an den Neurobiologen Reinhard Jahn aus Göttingen. Der Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie erhält den Preis im Bereich „Molekulare und zelluläre Neurowissenschaften“.

Reinhard Jahn wird für seine wegweisende Forschung zur Signalübertragung im Nervensystem prämiert. Als Neurobiologe untersuchte er, wie Nervenzellen miteinander kommunizieren und welche molekularen Mechanismen diesen Signalübertragungen zugrunde liegen.

Die Übertragung von Informationen im Gehirn erfolgt über Synapsen zwischen den Nervenzellen. Bei elektrischer Stimulation setzen Nervenzellen chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) frei, die bei den nachgeschalteten Zellen wiederum ein elektrisches Signal hervorrufen. Die Botenstoffe befinden sich in intrazellulären, membranumschlossenen Vesikeln, die mit der Außenmembran der Nervenzelle an der Synapse verschmelzen und so die Neurotransmitter abgeben. Reinhard Jahn hat die Aufnahme von Neurotransmitter in synaptische Vesikel erforscht. Dabei interessierte ihn vor allem, wie Vesikel verschmelzen und welche Proteine an diesem Prozess beteiligt sind.

Neben seiner Forschung engagiert sich der 65-Jährige immer für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Er konzipierte unter anderem die Göttinger Graduiertenschule für Neurowissenschaften, Biophysik und molekulare Biowissenschaften (GGNB). Darüber hinaus initiierte er die erste International Max Planck Research School for Molecular Biology. Innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft gilt er als ein Diplomat mit viel Energie, der neue Richtlinien für eine neue Doktorandenförderung ermöglichte. Es mache ihm Spaß, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten. „Das ist ein Privileg als älterer Mensch“, findet Reinhard Jahn. Außerdem habe er in seiner Doktorandenzeit miterlebt, wie leicht wissenschaftliche Projekte auch scheitern können. Darum liege ihm viel an Karriereunterstützung für den Nachwuchs.

Der Balzan-Preis wird jährlich in wechselnden Fachbereichen verliehen, wobei zwei aus den Geistes- und zwei aus den Naturwissenschaften kommen. Neben Reinhard Jahn werden in diesem Jahr der Anglist Piero Boltani von der Universität Rom „La Sapienza“ in „Vergleichende Literaturwissenschaften“ und der Physiker Federico Capasso von der Universität Harvard in „Angewandte Photonik“ geehrt. Die Hälfte der Preissumme von 750.000 Schweizer Franken fließt in Forschungsprojekte mit jungen Wissenschaftlern. Die drei Preisträger nehmen die Auszeichnung am 17. November in Rom entgegen.

Zur Person

Reinhard Jahn hat bereits diverse hochkarätige Preise erhalten, unter anderem den Leibniz-Preis, den Sir-Bernard-Katz-Preis, den Ernst-Jung-Preis sowie den Heinrich-Wieland-Preis. Der heute 65-Jährige arbeitete nach seiner Promotion an der Universität Göttingen an der Yale und der Rockefeller University (USA). Danach leitete er eine Nachwuchsgruppe am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. 1991 ging er wieder in die USA, diesmal an die Yale University und an das Howard Hughes Medical Institute in New Haven. Seit 1997 ist Jahn Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen.

BA

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht