Azubis führen eigene Firma

Die tägliche Dosis Kaffee – nur aus der Tasse mit dem Institutslogo; zum Betriebssport – immer im Max-Planck-T-Shirt; und nach Feierabend zu Hause die Haustür aufschließen – erstmal das Schlüsselband mit dem Namen des Arbeitgebers hervorkramen. So jedenfalls wünschen sich das die kaufmännischen Auszubildenden am Max-Planck-Institut für Biochemie. Sie vertreiben die Merchandisingprodukte des Instituts in der eigenen Firma.

Nicht nur ein Mitarbeiter sein, sondern auch wie einer aussehen: Das machen die Azubis Maximilian Lechner, Elif Acku, Carol-Anne Taboschat und Hoang-Phuc Nguyen möglich. Sie fungieren aktuell als „Geschäftsführer“ von Future Trainee Design (FTD). So haben sie „ihre“ Azubifirma getauft. Das Büro erinnert an ein Versandhaus, denn in den Schränken finden sich, ordentlich verstaut, ihre Produkte: T-Shirts und Poloshirts für sie und ihn in allen Größen, Caps, Schlüsselbänder, USB-Sticks und Blöcke. Seit kurzer Zeit füllen auch wieder palettenweise Becher den Raum. Damit wollen die vier an den Erfolg im letzten Winter anknüpfen, als die frisch bedruckten Stücke der Renner und schon bald ausverkauft waren. „Wir haben die Tasse mit der Institutscafeteria für 3,50 Euro samt Heißgetränk angeboten“, erklärt Maximilian Lechner das Konzept. „Die Aktion war ein voller Erfolg, weil Tee und Kaffee gerade in der kalten Jahreszeit sehr beliebt sind.“ Darum bleibt es auch in diesem Jahr beim Vertrieb mit Inhalt.

Die Produkte entwerfen die FTD-Inhaber meist selbst. „Wir setzen uns im Team zusammen und überlegen, was sich gut eignen würde. Vor allem Phuc ist sehr kreativ und hat viele gute Ideen“, sagt Elif Acku. „Manchmal geben uns auch Ausbildungsleiter Matthias Kettl oder die Kollegen von der Öffentlichkeitsarbeit Tipps, wie wir unser Sortiment erweitern können.“

Die Idee hinter Future Trainee Design: An den Max-Planck-Instituten lernen die kaufmännischen Azubis zwar alles über den Einkauf, aber nichts über den Warenvertrieb. „Deshalb haben wir im April 2007 FTD ins Leben gerufen“, erklärt Verwaltungsleiterin Ulrike Jendis. „So können die Auszubildenden Produktideen realisieren und verkaufen. Das geht sonst nur in der freien Wirtschaft. Zudem sind die Erfahrungen als „Geschäftsführer“ einer eigenen Firma Pluspunkt bei den Bewerbungen nach der Ausbildung.“ Für Einkaufsleiter Franz Thoma zählt noch ein Vorteil: „Die Azubis sammeln nicht nur Verkaufserfolge, sondern gewinnen durch eigenverantwortliches Arbeiten auch mehr Selbstvertrauen.“

Doch aller Anfang war schwer. Es gab vor allem finanzielle Probleme, weil die Gelder der Max-Planck-Zuwendungsgeber (das sind Bund und Länder) nur für Forschungszwecke verwendet werden dürfen. So kam das Startkapital für FTD schließlich von Direktor Axel Ullrich. Erst dann konnten die ersten Produkte entstehen. Heute arbeitet die Firma erfolgreich, nicht zuletzt dank einer grundlegenden Strukturierung: Es gibt feste Bürozeiten, zu denen sich die Auszubildenden nur um „ihre“ Firma kümmern und die Aufgaben für den jeweiligen Tag erledigen. Und auf den Intranetseiten der FTD können sich die Institutsmitarbeiter über aktuelle Produkte und Preise informieren sowie quasi rund um die Uhr bestellen. „FTD läuft so gut, dass wir vor kurzem einen vierten ‚Geschäftsführer’ eingesetzt haben“, freut sich Ulrike Jendis. Carol-Anne Taboschat macht das bislang nur dreiköpfige Team seit dem 1. September komplett.

Ursula Derichs

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