In Europa ganz oben

Max-Planck-Wissenschaftler erhalten die meisten Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats

28. Januar 2011

Max-Planck-Wissenschaftler haben in der nun abgeschlossenen dritten Wettbewerbsrunde des Europäischen Forschungsrats erneut höchst erfolgreich Fördergelder eingeworben. 13 Direktoren sowie eine Direktorin und ein Gruppenleiter an Max-Planck-Instituten wurden mit Advanced Grants im Wert von insgesamt knapp 35 Millionen Euro ausgezeichnet. Das entspricht einer Erfolgsquote von gut 50 Prozent. Damit festigt die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ihre Spitzenstellung in Europa. Gleichzeitig lag die MPG auch bei den Starting Grants vorn: Zehn ihrer Nachwuchswissenschaftler erhielten die begehrte Auszeichnung – so viele wie keine andere Forschungseinrichtung in Deutschland.

Seit 2007, als der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) im 7. Forschungsrahmenprogramm gegründet wurde, vergibt er in jährlichem Turnus die Auszeichnungen. Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich bei der Vergabe von Advanced Grants von Runde zu Runde gesteigert und ist nach Erfolgsquoten von 28,5 (2007) und 32 Prozent (2008) nun bei gut 50 Prozent gelandet – weit über dem ERC-Schnitt von etwa 13 Prozent. „Sie steht damit dort, wo sie hingehört“, kommentiert Rüdiger Hesse vom Brüsseler Büro der MPG das herausragende Abschneiden. „Es zeigt, dass dieses Förderinstrument in den Max-Planck-Instituten breit angenommen wird.“

Nicht nur in Deutschland führt die MPG mit einem Drittel aller vergebenen Advanced Grants die Auszeichnungsliste an – vor der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität mit 4 Grants – auch auf europäischer Ebene steht sie ganz oben. An zweiter Stelle folgt Europas größte Organisation für Grundlagenforschung, das französische Centre National der la Recherche Scientifique (CNRS), an dritter Stelle die englische University of Cambridge.

Alle ERC-Advanced Grants kommen mit durchschnittlich 2,2 Millionen Euro europäischen Spitzenforschern zu Gute, die in den letzten zehn Jahren herausragende Leistungen in ihrem Fach erbracht haben und für attraktive neue Projekte die notwendigen Freiheiten in der Forschung erhalten sollen; sie sind also eine Art europäische Exzellenzinitiative für Einzelforscher. Die Forscher und Projekte werden deswegen nach strengsten Exzellenzkriterien ausgewählt. Ausgezeichnet wurden bei der MPG:

  • Linda Partridge (MPI für die Biologie des Alterns): Experimental research into ageing
  • Nils-Göran Larsson (MPI für Biologie des Alterns): Regulation of gene expression in mammalian mitochondria
  • Klaus-Armin Nave (MPI für experimentelle Medizin): The role of myelinating glia in preserving axon function
  • Alfred Wittinghofer (MPI für molekulare Physiologie): The role of Arl proteins in retinal and other ciliary diseases
  • Herbert Waldmann (MPI für molekulare Physiologie): Systems chemical biology – Chemical biological pertubation and dissection of dynamic biological systems
  • Jürgen Jost (MPI für Mathematik in den Naturwissenschaften):Variational problems of physics and geometry
  • Gregor Morfill (MPI für extraterrestrische Physik): Interdisciplinary research: Connecting complex plasmas with colloidal dispersions
  • Benjamin List (MPI für Kohlenforschung): High performance Lewis acid organocatalysis
  • Klaus Müllen (MPI für Polymerforschung): The chemist’s way of making and utilizing perfect graphenes
  • Mikhail Eremets (MPI für Chemie): Exploring conductive and metallic hydrogen
  • Steve Allen Vertovec (MPI zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften): Migration and New Diversities in Global Cities
  • Angela Friederici (MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften): Neural basis of syntax in the developing brain
  • Stephen Levinson (MPI für Psycholinguistik): The interaction engine: Interactive foundations for communication
  • Theodor Hänsch* (MPI für Quantenoptik): Multidimensional laser frequency comb spectroscopy of molecules
  • Vahid Sandogahdar* (MPI für die Physik des Lichts): Spectroscopy and microscopy of single ions in the solid state

Die zwei letztgenannten Max-Planck-Direktoren erhöhen die Zahl der Advanced Grants sogar auf 15 – sie zählen aber in der offiziellen Statistik des ERC nicht für die MPG, weil Theodor Hänsch die Fördersumme für die Münchner Universität eingeworben hat, an der er ebenfalls beschäftigt ist und der neu berufene Physiker Vahid Sandogdhar, seinen Grant noch als Forscher der ETH Zürich erhalten hat.

Insgesamt 2009 Projektvorschläge für Advanced Grants erreichten den ERC zur Begutachtung; die ausgewählten 266 Projekte machen die Erfolgsquote von im Schnitt 13 Prozent für die drei Förderbereiche Lebenswissenschaften, Technik/Physik/Ingenieurswissenschaften und Sozial- und Geisteswissenschaften aus. Bezogen auf den letztgenannten, allerdings auch den kleinsten Förderbereich waren die Max-Planck-Wissenschaftler besonders erfolgreich: Die drei eingereichten Projektanträge wurden alle mit Advanced Grants bedacht.

Den Exzellenzkriterien des ERC hatten sich im vergangenen Spätherbst auch etliche Nachwuchswissenschaftler aus Max-Planck-Instituten gestellt, um die durchschnittlich je 1,3 Millionen Euro Fördergeld im Rahmen der Starting Grants zu erhalten. Auch hier lag die MPG mit 10 Auszeichnungen von insgesamt 66 an in Deutschland arbeitende Wissenschaftler an der Spitze. Freuen durften sich: Damien Faivre (MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung), Eleftherios Goulielmakis (MPI für Quantenoptik), Gáspár Jékely, Richard Neher (beide MPI für Entwicklungsbiologie), Markus Kaiser (MPI für molekulare Physiologie), Jean-Luc Lehners (MPI für Gravitationsphysik), Silke Ospelkaus (MPI für Physik komplexer Systeme) Brienna Perelli-Harris (MPI für demografische Forschung), Arndt Siekmann (MPI für molekulare Zellbiologie und Genetik) und Pavel Tomancak (MPI für molekular Biomedizin). Forscher an Einrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft bekamen neun Starting Grants, gefolgt von fünf Grants für die TU Berlin und jeweils vier für die Universität Heidelberg und die TU in München.

SB

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