Geteilte Arbeit, geteilte Gefühle

Je besser ein Team zusammenarbeitet, desto stärker synchronisieren sich die Körperfunktionen der Mitglieder

Wenn Menschen eine Aufgabe als Team bewältigen, funktioniert das unterschiedlich gut. Wissenschaftlern der Aarhus Universität in Dänemark und Forscher des Max-Planck-Instituts für emprirische Ästhetik in Frankfurt untersuchten, wie sich Körperfunktionen von Menschen aneinander angleichen, wenn sie zusammenarbeiten. Je wohler sich die Teilnehmer in ihrem Team fühlten, desto ähnlicher entwickelten sich die elektrische Leitfähigkeit ihrer Haut und die Aktivität ihrer Gesichtsmuskeln. Das deutet darauf hin, dass sie gleichsam angespannt waren und zur gleichen Zeit positive Emotionen empfanden. Die Messung der Körperfunktionen erlaubte den Forschern außerdem, Vorhersagen über das Verhalten der Gruppe zu treffen.

Chorsänger haben es vielleicht schon einmal erlebt. Beim gemeinsamen Singen synchronisiert sich nicht nur die Atmung, sondern auch der Herzschlag der Sänger. Auch bei Paaren lassen sich solche Synchronisationseffekte beobachten. Sie geschehen häufig ohne willentliche Steuerung – die Betroffenen sind sich der Angleichung ihrer Körperfunktionen gar nicht bewusst. Was sie aber spüren, ist ein Gefühl der Verbundenheit und Zusammengehörigkeit.

Sebastian Wallot vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik hat diesen Effekt gemeinsam mit dänischen Wissenschaftlern näher untersucht. Dazu stellten die Forscher Gruppen von jeweils drei Versuchsteilnehmern vor eine Aufgabe, die Teamarbeit erforderte: In einer vorgegebenen Zeit sollten sie so viele Origami-Boote wie möglich basteln. Dabei arbeiteten sie nach dem Fließband-Prinzip und teilten die Faltschritte untereinander auf. Nach einer Weile durften die Gruppen entscheiden, ob sie für die verbliebene Zeit eine neue Falttechnik ausprobieren oder bei der alten Methode bleiben möchten. Am Ende gaben die Teilnehmer auf einem Fragebogen an, wie sehr sie sich ihrer Gruppe verbunden fühlten und wie sie die Zusammenarbeit empfanden.

Über den gesamten Verlauf des Experiments maßen die Forscher die Erregung und Emotionen der Teilnehmer anhand verschiedener Körperparameter: Herzschlag, elektrische Leitfähigkeit der Haut und die Aktivität zweier Gesichtsmuskeln, die jeweils Indikator für positive und negative Emotionen sind.

Das Ergebnis: Bei Mitgliedern eines Teams synchronisierten sich sowohl die Aktivität des des Zygomaticus major, eines Gesichtsmuskels der beim Lächeln eine wichtige Rolle spielt, als auch die Leitfähigkeit der Haut, ein Indikator für Erregung. Ein Zeichen, dass sie positive Emotionen zusammen erlebten und gleichsam angespannt oder entspannt waren. Mehr noch: Je besser die Zusammenarbeit, desto stärker war die Muskelaktivität im Gleichklang. Aus den Daten konnten die Forscher sogar vorhersagen, wie sich die Teilnehmer entscheiden würden. Gruppen mit hoher Übereinstimmung der Muskelaktivität waren eher zufrieden und blieben häufig bei der altbewährten Falttechnik. Gruppen mit geringer Übereinstimmung entschieden sich häufiger für einen Wechsel. Ebenfalls interessant: Unabhängig davon, wie die Gruppen zuvor zusammenarbeiteten, nahm die Synchronzität bei Umstellung auf die neue Methode meist ab. Das Erlernen der neuen Technik brachte den Gleichklang der Körperfunktionen also aus dem Takt. Allerdings gab es auch negative Synchronisierungseffekte: Wies die Hautleitfähigkeit, ein Maß für die psychische Anspannung und Stress, zwischen den Teammitgliedern hohe Synchronisation auf, so war dies eher ein Zeichen für Probleme innerhalb der Gruppe.

Im Detail sind die Dynamiken jedoch komplizierter. Weitere Experimente sind daher notwendig, um zu untersuchen, wie sich die verschiedenen Parameter in Abhängigkeit von Verhalten und Stimmung der Gruppe genau entwickeln. Die bisherige Forschung zeigt aber bereits, dass die Übereinstimmung von Körperfunktionen ein Gradmesser für die Verbundenheit innerhalb eines Teams sein kann.

SW/MT

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