Der leuchtende Schleier der Liebesgöttin

Die Raumsonde "Venus Express" entdeckt innerhalb der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten rasch veränderliche Wetterphänomene

21. Februar 2008

Die europäische Weltraumsonde "Venus Express" hat hell leuchtende Nebelschleier beobachtet, die auf der gesamten Südhalbkugel unseres Nachbarplaneten innerhalb weniger Tage auftauchen und genauso schnell wieder verschwinden. Dieses bisher unbekannte Wetterphänomen haben Forscher mit dem Kamerasystem VMC entdeckt, das am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und dem Institut für Datentechnik gebaut wurde.

Die Raumsonde hatte die spektakulären Bilder der Venusatmosphäre bereits im Juli vergangenen Jahres aufgenommen. Die Auswertung der Daten ergab nun, dass chemische und mikrophysikalische Prozesse in der Gashülle unseres Nachbarplaneten eine entscheidende Rolle spielen. "Die beobachteten hellen Nebelschleier bestehen aus Schwefelsäure", sagt Dmitri Titov, Koordinator von "Venus Express" und Mitglied des VMC-Wissenschaftlerteams am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. "Daraus können wir auf verschiedene Bildungsprozesse in den Wolken der Atmosphäre schließen."

In Höhen von 70 Kilometern und darunter beinhaltet die an Kohlendioxid reiche Venusatmosphäre auch kleine Anteile von Wasserdampf und Schwefeldioxid. Diese Wolken verhindern normalerweise eine gute Sicht auf die Oberfläche des Planeten. Wenn nun durch atmosphärische Prozesse diese Moleküle in größere Höhen gelangen und dort der ultravioletten Strahlung der Sonne ausgesetzt werden, zerfallen sie in Fragmente, die sich mit anderen verbinden. Auf diese Weise entsteht Schwefelsäure, die wiederum den Nebelschleier bildet.

Noch keine Erklärung haben die Wissenschaftler für die dunklen Gebiete, die sich ebenfalls auf den Bildern der Kamera zeigen. Sie werden durch bislang unbekannte Chemikalien gebildet, welche die ultraviolette Strahlung verschlucken. Das Team von "Venus Express" hofft, diesem Rätsel demnächst mit dem Bordinstrument VIRTIS auf die Spur zu kommen.

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