Raucher zeigen höheres Selbstmordrisiko

Die gesundheitsgefährdende Wirkung von Tabakkonsum ist hinreichend bekannt und führte unlängst zum Rauchverbot in Gaststätten. Doch das Rauchen auch ein zusätzliches Risiko birgt, Selbstmordgedanken zu entwickeln und sogar einen Selbstmordversuch zu unternehmen, könnte Antiraucher-Kampagnen neuen Aufwind geben

16. Januar 2008

Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München zeigen auf, dass Jugendliche und junge Erwachsene eine umso stärkere Selbstmordneigung entwickeln, je höher ihr Tabakkonsum ist. Das Risiko einen Selbstmordversuch zu unternehmen, erhöht sich bei Rauchern mit regelmäßigem Konsum um das Vierfache (Journal of Affective Disorders, 14. November 2007) .

Von 100 Jugendlichen und jungen Erwachsenen unternehmen je nach Studie zwei bis sieben einmal im Leben einen Selbstmordversuch. Eine in Deutschland erstellte Untersuchung berichtet, dass 37 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen in Alter von 17 bis 79 Jahren innerhalb von zwölf Monaten regelmäßig rauchen.

Thomas Bronisch und seine Kollegen untersuchten nun, ob es zwischen den beiden Verhaltensweisen einen möglichen Zusammenhang gibt. Mit Hilfe von Adressen des Einwohnermeldeamtes München und Umgebung wurden 3021 Personen im Alter von 14 bis 24 Jahren ermittelt und befragt. Dabei untersuchten die Wissenschaftler das Selbstmordthema mit Fragen wie zum Beispiel: Gab es eine Periode von mindestens zwei Wochen oder mehr, in der Sie Gedanken zum Tod hatten? Oder: Haben Sie sich jemals so schlecht gefühlt, dass Sie über Selbstmord nachgedacht haben? Und: Haben Sie je einen Selbstmordversuch unternommen?

Der Vergleich der Antworten der einzelnen Gruppen von Nichtrauchern, Gelegenheitsrauchern, nicht-abhängigen Rauchern und abhängigen Rauchern ergab, dass Selbstmordgedanken und Selbstmordversuche mit stärkerem Tabakkonsum zunehmen. So erhöht sich das Risiko zum Selbstmordversuch für abhängige Raucher auf das Vierfache.

Wichtig ist hier festzustellen, dass die Neigung zur Suizidaltität bei Rauchern unabhängig ist von möglichem Missbrauchsverhalten zu Alkohol oder anderen Drogen und auch nicht mit einer zusätzlich bestehenden Depression in Zusammenhang steht.

Von besonderem Interesse ist, dass Raucher mit ursprünglich nicht vorhandener Selbstmordneigung in einer vier Jahre später erfolgten erneuten Befragung nun von Selbstmordgedanken und Selbstmordversuchen berichten. Doch während ein Zusammenhang zwischen Nikotinwirkung und der Entwicklung von Suizidalität besteht, gilt es nicht in umgekehrter Weise. Menschen mit Selbstmordtendenzen beginnen das Rauchen nicht häufiger als Menschen ohne Selbstmordneigung.

Über die ursächlichen biologischen Mechanismen, die Rauchen und Suizidalität verbinden, kann bisher nur spekuliert werden. Es ist jedoch bekannt, dass Nikotin auf die Konzentration des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn wirkt. Serotonin vermittelt neuronale Aktivität in Hirnregionen, welche unter anderem auch depressives und impulsives Verhalten auslösen.

Die jetzt entdeckten Zusammenhänge eröffnen sowohl neue Wege für die Forschung als auch die Prävention von Suizidalität.

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