Wissenschaft feiert 50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen

11. Februar 2015

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen trafen sich auf Einladung der Max-Planck-Gesellschaft und der Minerva-Stiftung sowie des Weizmann Institute of Science Wissenschaftler beider Länder zu einer zweitägigen Festveranstaltung in Tel Aviv und in Rehovot. Ebenso vertreten war Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Neben weiteren Gästen aus Politik und Gesellschaft reisten die Präsidenten führender Forschungsorganisationen an.

Die Minerva-Stiftung engagiert sich seit 1964 für den Austausch von Wissenschaftlern aus beiden Ländern und zählt heute zu einem der Flaggschiffe der deutsch-israelischen Wissenschaftskooperation. Bisher wurde mehr als 900 israelischen Doktoranden und Postdocs ein Aufenthalt an einer deutschen Universität oder an einem Forschungsinstitut ermöglicht. Etwa ebenso viele deutsche Nachwuchswissenschaftler gingen über die Stiftung, die als Tochtergesellschaft der Max-Planck-Gesellschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird, nach Israel. Außerdem fördert die Stiftung mehr als 20 Minerva-Forschungszentren an israelischen Universitäten und dem Weizmann Institute of Science (WIS). „Ich bin sicher: Vor 50 Jahren hätte keiner eine solche Entwicklung vorhersehen können. Angesichts der besonderen Geschichte zwischen beiden Ländern bleibt es eine wichtige Aufgabe, das gegenseitige Verständnis weiter zu fördern“, sagte Max-Planck-Präsident Martin Stratmann bei seiner Rede anlässlich der Jubiläumsfeier. Gleichzeitig sei Israel als weltweit führende Forschungs- und Technologienation ein hoch attraktiver Kooperationspartner. Die Max-Planck-Gesellschaft unterhält enge Wissenschaftsbeziehungen zu Israel und dort vor allem zum ebenso auf Grundlangenforschung ausgerichteten Weizmann Institute of Science. Zudem befinden sich in Israel zwei der weltweit 14 internationalen Max Planck Center.

Start für zwei neue Minerva-Forschungszentren

Zu Beginn des wissenschaftlichen Symposiums am Weizmann-Institut in Rehovot gab Bundesforschungsministerin Johanna Wanka am Mittwoch die Gründung zweier neuer Minerva-Forschungszentren bekannt. Unter Leitung von Prof. Naama Barkei wird in der Abteilung für Molekulare Genetik am WIS ein Minerva-Zentrum zu wahrscheinlichkeitstheoretischer Entscheidungsfindung forschen. Ein weiteres Minerva-Zentrum an der Bar Ilan Universität untersucht unter der Leitung von Prof. Aren M. Maeir das Konstrukt von autonomer Entscheidungsfindung und Unabhängigkeit am Fall von Israel und Aram. "Die Minerva-Zentren sind das Kronjuwel der deutsch-israelischen Wissenschaftsbeziehungen und inzwischen ein wichtiger Bestandteil der israelischen Forschungslandschaft geworden", sagte Wanka.

Zudem übergab die Bundesministerin den ARCHES Preis. Dieser Award for Research, Cooperation and Highest Excellence in Science, der seit 2008 vom BMBF an herausragende deutsche und israelische Nachwuchswissenschaftler für gemeinsame Forschungsarbeiten vergeben wird, geht diesmal an das Team von Rebekka Voß, Professorin der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Seminar für Judaistik, und Maoz Kahana, Abteilung Jüdische Geschichte der Tel Aviv Universität. Sie werden für ihr gemeinsames Projekt "Jenseits der Grenzräume: Wandernde Konzepte und die Entstehung des Jüdischen und Christlichen Selbst im Europa der frühen Neuzeit" geehrt.

Auftakt mit Festvortrag in Tel Aviv

Das zweitägige Treffen hatte am Dienstagnachmittag mit einem Festvortrag über die Entwicklung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder seit Ende der 1950er-Jahre begonnen. Jürgen Renn, Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, und Hanoch Gutfreund, Professor an der Hebräischen Universität, stellten dabei den besonderen Charakter der Beziehung sowie einzelne Wendepunkte heraus. Das wissenschaftliche Symposium am Mittwoch im WIS widmete sich einzelner Höhepunkte der Forschungszusammenarbeit. Zu den Rednern gehörten die Chemie-Nobelpreisträgerin Ada Yonath vom Weizmann Institute of Science und der Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing vom Max-Planck-Institut für Festkörperforschung. Auch die Geisteswissenschaften waren thematisch stark vertreten, zum Beispiel durch Yfaat Weiss, Direktorin des Minerva-Rosenzweig-Zentrums an der Hebräischen Universität oder den Religions- und Kulturwissenschaftler Christian Wiese. Zum Abschluss diskutierten Postdoktoranden aus Deutschland und Israel über die Wissenschaftssysteme, die Forschungsbedingungen und die Karrierechancen in beiden Ländern.

Die Bundesrepublik Deutschland und Israel haben am 12. Mai 1965 offiziell diplomatische Beziehungen aufgenommen, als der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard und der israelische Ministerpräsident Levi Eschkol den Austausch von Botschaftern vereinbarten. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums finden im Jahr 2015 eine Vielzahl von Veranstaltungen in Israel und Deutschland statt.

JE

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