Deutsche fühlen sich sicher

Viktimisierungssurvey ist umfassendste Studie seit 15 Jahren

9. Dezember 2014

Deutschland ist ein recht sicheres Land. Die meisten Opfer von Straftaten erleben eher leichtere Formen von Kriminalität. Fast 90 Prozent der Menschen haben Vertrauen in die Effektivität der Polizeiarbeit und von denjenigen, die schon mal Kontakt mit der Polizei hatten, waren 80 Prozent mit dem Verhalten der Polizeibeamten zufrieden. Außerdem fühlt sich die große Mehrheit der Bürger auch nachts sicher auf den Straßen. Zu diesen Ergebnissen kommt, kurzgefasst, der Deutsche Viktimisierungssurvey 2012, den das Bundeskriminalamt (BKA) und das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg durchgeführt haben. Zu der umfangreichen Studie wurde nun ein Arbeitsbericht mit ersten Ergebnissen veröffentlicht. Grundlage dieses Projektes bildet die bislang größte in Deutschland durchgeführte Opferbefragung.

Wie häufig werden Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Opfer von Diebstahl, Raub, Körperverletzung und anderen Delikten? Wie sicher fühlen sie sich in ihrer Umgebung und wie zufrieden sind sie mit der Arbeit der deutschen Polizei? Mit diesen und ähnlichen Fragen befasst sich der „Deutsche Viktimisierungssurvey 2012“ intensiv. Rund 35.000 Personen gaben Auskunft zu ihren Erfahrungen als Opfer von Kriminalität, zu ihrem Sicherheitsempfinden und ihren kriminalitätsbezogenen Einstellungen. Der Survey soll die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), die nur die polizeilich registrierte Kriminalität abbildet, als Grundlage für eine Bewertung der Kriminalitätslage in Deutschland ergänzen. Hierfür befasst sich die Studie auch mit Themen, die in der PKS nicht enthalten sind, etwa der Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit der Polizei oder dem Vertrauen und der Hilfsbereitschaft innerhalb eines Wohngebietes.

Der nun vorliegende Bericht stellt die zentralen Befunde der Studie vor und bietet einen umfassenden Blick auf das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung in Deutschland sowie Ansatzpunkte für künftige Präventionsarbeit. Die Studie kommt unter anderem zu folgenden Ergebnissen:

  • Abhängig vom jeweiligen Delikt halten es 3 bis 5 Prozent der Befragten für wahrscheinlich, in naher Zukunft Opfer beispielsweise einer Körperverletzung, eines Einbruchs oder Raubes zu werden. Allerdings variiert das Sicherheitsgefühl nach Personengruppe und Wohnlage.
  • Frauen und ältere Menschen fürchten sich stärker vor Kriminalität als andere Personengruppen. Zudem haben Opfererfahrungen einen starken Einfluss auf die Risikobewertung. Einbruchsopfer etwa bewerten das Risiko eines nochmaligen Einbruchs in ihrer Wohnung sieben Mal höher als Personen, die bisher nicht von einem Einbruch betroffen waren. Zugleich erhöht das Einbruchserlebnis wie kein anderes Delikt die Furcht, auch Opfer anderer Straftaten wie Körperverletzung, Raub und sexueller Belästigung zu werden.
  • Bewohner von Städten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern sind am stärksten von allgemeiner Kriminalitätsfurcht betroffen. Die Furcht vor Raubüberfällen und Wohnungseinbrüchen steigt mit zunehmender Größe des Wohnortes an.
  • Der Anteil der Opfererlebnisse, die bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden, variiert je nach Delikt mitunter erheblich: Beim Kraftwagendiebstahl sind es rund 99 Prozent der Fälle, beim Wohnungseinbruch etwa 88 Prozent der vollendeten und 58 Prozent der versuchten Taten, beim Waren- und Dienstleistungsbetrug hingegen nur rund 9 Prozent.
  • Bei den Opfererlebnissen stehen insbesondere Betrugsdelikte wie der Waren- und Dienstleistungsbetrug im Vordergrund, aber auch Körperverletzungsdelikte.
  • 87 Prozent der Befragten haben ein hohes Vertrauen in die Polizei und deren Arbeit bei der Verbrechensbekämpfung.

Die gesamte Studie „Der Deutsche Viktimisierungssurvey 2012“ einschließlich aller Ergebnisse steht auf den Webseiten sowohl des Bundeskriminalamts Wiesbaden als auch des MPI für ausländisches und internationales Strafrecht zur Einsicht und zum Download zur Verfügung.

SB

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