Rettungsnetz für Lupus-Patienten

Forscher klären wesentliche Grundlagen des Krankheitsverlaufs auf

3. Mai 2010

Lupus ist eine Krankheit, bei der das Immunsystem gesunde körpereigene Zellen attackiert. Dies führt zu einer fortschreitenden Zerstörung unterschiedlicher Gewebe und Organe. Bekanntestes Kennzeichen dieser Krankheit ist eine schmetterlingsförmige Rötung im Gesicht. Bei vielen Patienten endet diese Krankheit tödlich durch Nierenversagen. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin und Mediziner der Universität Erlangen haben entdeckt, dass die Fangnetze des Immunsystems bei manchen Lupus-Patienten nicht abgebaut werden können und sich in den Nieren anreichern. Nierenversagen kann die Folge sein. Diese Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für eine Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von besonders betroffenen Patienten. (PNAS, 3. Mai 2010)

Systemischer Lupus erythematodes ist eine der am häufigsten auftretenden Autoimmunkrankheiten. Die Symptome sind ungeheuer vielgestaltig und umfassen Hautausschläge, Gelenk- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, Entzündungen und Fehlgeburten. Bei einem Drittel der Patienten kommt es zu einem tödlichen Nierenversagen. Über die Ursache und die Grundlagen des Krankheitsverlaufs ist nur wenig bekannt. Die Diagnosestellung ist schwierig, da eine Vielzahl von Symptomen auch bei anderen Erkrankungen auftritt. Sicheres Kennzeichen für Lupus ist die Bildung von Antikörpern gegen körpereigene DNA und gegen bestimmte Proteine, die in Zellkernen und weißen Blutkörperchen vorkommen. Typischerweise verläuft eine Lupus-Erkrankung in Schüben, die oft von einer Infektion ausgelöst werden. Nach Abklingen dieses Schubs geht es den Patienten wieder besser, jedoch nicht so gut wie vor dem Schub. Dies führt zu einer kontinuierlichen Verschlimmerung der Krankheit.

Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie vermuteten, dass ein erst kürzlich von ihnen entdeckter Immunmechanismus bei Lupus eine Schlüsselrolle spielt: Während einer Infektion werden weiße Blutkörperchen stimuliert und werfen ein Netz aus, in dem die Krankheitserreger gefangen und abgetötet werden (Abb. 1). Dieses Netz besteht aus genau den Bestandteilen, gegen die bei Lupus Antikörper gebildet werden: DNA und Proteine aus dem Zellkern und den weißen Blutkörperchen (Abb. 2). In Zusammenarbeit mit einer klinischen Arbeitsgruppe der Universität Erlangen konnten die Forscher erstmals zeigen, dass ein Teil der Lupus-Patienten im Gegensatz zu Gesunden nicht in der Lage ist, diese Netze nach der Infektion wieder abzubauen.

Die Wissenschaftler fanden weiterhin heraus, dass der Abbau der Netze durch das Enzym DNase-1 geschieht, ein Protein, das im Blut vorkommt. Dieses Enzym ist bei einem Teil der Lupus-Patienten entweder nicht vorhanden oder blockiert. Die Untersuchung dieser Patientengruppe ergab, dass sich die nicht abgebauten Netze mit daran gebundenen Antikörpern bereits im Nierengewebe ablagerten. Man kann also davon ausgehen, dass die Lupus-Patienten, die keine Netze abbauen können, ein hohes Risiko für ein Nierenversagen aufweisen. Diese Erkenntnisse sind ein wichtiger Ansatzpunkt für die Entwicklung eines Tests, der die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung dieser Risikogruppe ermöglichen könnte.

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