Der Vater ist kein Vorbild

Zebrafinkenweibchen unterscheiden sich nicht nur darin, wie sie ihren Partner wählen, sondern auch darin, welches Männchen sie als Partner bevorzugen

Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben durch Beobachtung von über 350 Zebrafinken untersucht, welchen Einfluss für die Partnerwahl die genetische Vererbung im Vergleich zu sexueller Prägung hat. Wie Zebrafinkenweibchen ihren Partner wählen, ist laut den Forschern zum Teil genetisch vererbt. Welches Männchen sie bevorzugen, wird jedoch weder von den Genen, noch den Erfahrungen in der frühen Lebensphase bestimmt. (Evolution, 11. Januar 2010)

Wie fast überall im Tierreich, sind es auch bei den Zebrafinken die Weibchen, die den Paarungspartner wählen. Dabei hat jedes Weibchen seine individuellen Vorlieben - nicht anders als bei uns Menschen. Diese Vorlieben für einen Partner können genetisch vererbt sein oder durch sexuelle Prägung entstehen, indem Weibchen beispielsweise solche Männchen bevorzugen, die dem Vater ähnlich sind. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben nun erstmals umfassend die relative Bedeutung dieser beiden Faktoren untersucht.

Um den Einfluss von genetisch bedingter Präferenz und den Erfahrungen in der frühen Lebensphase der Tiere zu trennen, überlegten sich die Forscher ein ausgeklügeltes experimentelles Design: Mehr als 350 Zebrafinken-Kücken einer Generation wurden mit nicht-verwandten Stiefgeschwistern von nicht-verwandten Stiefeltern aufgezogen. So konnten die Forscher anschließend Partnerwahl und Partnerpräferenz von genetischen Schwestern und gemeinsam aufgezogenen Stiefschwestern vergleichen. Als die Zebrafinken geschlechtsreif waren, konnten die Weibchen in einer ganzen Serie von Versuchen jeweils zwischen zwei nicht-verwandten Männchen wählen.

Die Max-Planck-Forscher fanden heraus, dass das Wahlverhalten der Zebrafinken genetisch variiert: Genetische Schwestern wählten ihre Partner auf ähnliche Art und Weise hinsichtlich ihres Aktivitätsmusters, der Verweildauer bei den Männchen und der Zahl der Wechsel zwischen den verschiedenen Männchen. Bei den eigentlichen Präferenzen, also der Frage welche Männchen letztlich bevorzugt werden, waren jedoch keine genetischen oder Prägungseffekte festzustellen. Weder die genetischen noch die gemeinsam aufgezogenen Schwestern zeigten größere Übereinstimmung in den Partner-Präferenzen als Weibchen, die unverwandt und getrennt voneinander aufgezogen worden waren. "Beide Mechanismen wurden bislang in ihrer Bedeutung für die Präferenz für einen Partner überschätzt", sagt Wolfgang Forstmeier, einer der Co-Autoren der Studie. Es muss also noch andere Ursachen für individuelle Partner-Präferenzen geben als genetische Verwandtschaft oder frühe sexuelle Prägung. Diese Ursachen gilt es in Zukunft genauer zu erforschen.

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