Neues deutsch-japanisches Riken-Max Planck-Joint Research Center nimmt konkrete Formen an

Kick-off-Symposium vom 5. bis 7. März am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund

6. März 2012

Im April 2011 hatten die beiden Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft und von Riken den Gründungsvertrag unterschrieben. Knapp ein Jahr später reist eine 35-köpfige japanische Wissenschaftler-Delegation nach Dortmund, um sich gemeinsam mit renommierten deutschen und japanischen, in Europa tätigen Forschern zwei Tage lang über das Thema „chemische Systembiologie“ auszutauschen.

Federführend beteiligt am neuen Riken-Max Planck-Joint Research Center sind das Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund, das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam-Golm sowie das Riken Advanced Science Institute (ASI) in Wako, nördlich von Tokio gelegen.

In Dortmund treffen sich nun erstmals alle Mitglieder des neuen Max Planck Centers, um sich über das jeweilige Wissen und Erfahrungen über neue Methoden und Techniken auszutauschen. Max-Planck-Vizepräsident Martin Stratmann und Kohei Tamao, Direktor von Riken-ASI, eröffneten am Dienstag morgen das zweitägige Symposium. Ebenfalls anwesend hierbei war der erste Sekretär der japanischen Botschaft in Deutschland, Satoshi Odoi. Neben einer intensivierten Forschungszusammenarbeit auf internationaler Ebene stehen vor allem Austauschprogramme für Studenten und Wissenschaftler im Mittelpunkt des neuen Centers sowie die Einbindung der Internationalen Max Planck Research School (IMPRS). Mit dem neuen Center bietet sich insbesondere IMPRS-Studenten eine Plattform an, auf der überragende Kompetenzen gebündelt werden, die den Studenten ansonsten so nicht zur Verfügung stünden.

Um im Bereich der chemischen Systembiologie umfassend forschen zu können, werden zahlreiche neue Techniken eingesetzt, die normalerweise nicht an einer Forschungsorganisation zur Verfügung stehen. So haben einige Institute spezielle Kompetenzen auf bestimmten Forschungsfeldern und Techniken entwickelt, benötigen jedoch immer einen Kooperationspartner mit ergänzender Expertise. Im neuen Riken-Max Planck-Joint Research Center vereinigen sich nun drei Forschungsinstitute mit jeweils sehr leistungsstarken Abteilungen im Bereich der chemischen Biologie, so dass eine neue Einheit entsteht, die umfassende Forschungstätigkeiten ermöglicht.

Der japanische Forscher Hiroyuki Osada von Riken-ASI und seine Mitarbeiter sind besonders erfolgreich in der Isolierung und Charakterisierung von Naturstoffen und ihrer Verwendung in der chemischen Biologie und haben eine Proteomik-Plattform aufgebaut, die es ermöglicht, chemische Angriffspunkte an Proteinen zu identifizieren.

Herbert Waldmann und seine Gruppe vom Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie haben eine von Naturstoffen abgeleitete und inspirierte Sammlung von etwa 10.000 wirkstoffartigen Molekülen aufgebaut, die in Zukunft auf über 100.000 Substanzen ausgebaut und in biologischen Screens untersucht werden sollen. Die hieraus resultierenden Ergebnisse könnten in die medizinische Anwendung übertragen werden und somit zu der Entwicklung völlig neuer und vielversprechender therapeutischer Ansätze entscheidend beitragen.

Auf dem Gebiet der System-Glykobiologie beschäftigt sich Peter Seeberger vom MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung mit der Struktur, Synthese und Biologie von Zuckerketten, die vielerlei biologische Prozesse beeinflussen. Man erhofft sich durch diese Forschung ein verbessertes Verständnis von Krankheiten, sowie neue Diagnostika und Therapeutika, beispielsweise die Entwicklung von Impfstoffen gegen Malaria oder Krankenhauskeime.

In gewisser Weise ergänzen sich die Arbeiten des japanischen Forschers Naoyuki Taniguchi vom Riken-ASI mit denen von Peter Seeberger. Das Taniguchi-Team ist Experte auf dem Gebiet der Glykomik für die Therapie von Krankheiten. Die von der Seeberger-Gruppe entwickelten Technologien sind dabei der Schlüssel für die angewandte medizinische Forschung, an der Taniguchi unter anderem arbeitet.

Alle genannten Wissenschaftler stellen in Dortmund ihre momentanen Forschungsarbeiten vor. Zukünftig ist geplant, dass sich alle am Riken-Max Planck-Joint Research Center für Chemische Systembiologie beteiligten Forscher einmal jährlich zu einem mehrtätigen Symposium wechselseitig in Deutschland oder Japan treffen.

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