Auf dem Weg zum weltweit führenden Lipidomic Center

Gründung des Indo-German Max Planck Center on Lipid Research

15. September 2011

Am 23. September 2011 wurde das zweite Max Planck Center in Indien eröffnet: das Indo-German Max Planck Center on Lipid Research. Federführend bei diesem Projekt sind das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden sowie das National Centre of Biological Sciences (NCBS) in Bangalore.

„Hier reichen sich zwei starke Partner die Hand, die zwei Ziele erreichen können: neue Erkenntnisse in einem Forschungsfeld mit hohem Zukunftspotential generieren und optimale Förderbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs sowohl in Deutschland als auch in Indien schaffen″, betonte Max-Planck-Präsident Peter Gruss.

Das MPI-CBG in Dresden und das NCBS in Bangalore, beide federführend bei der Einrichtung des neuen Max Planck Centers, arbeiten bereits längere Zeit eng zusammen. Das neue Center beschränkt sich jedoch nicht auf das MPI-CBG und das NCBS, sondern beteiligt auch das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam sowie das Institute of Life Sciences in Bhubeneswar an den Forschungsarbeiten. Darüber hinaus bauen die Forscher auf eine starke chemisch-synthetische Unterstützung. Neben Max-Planck-Instituten, die erfolgreich auf dem Gebiet der Lipidchemie arbeiten, zählen hierzu auch Chemiefirmen, die beispielsweise in Bangalore angesiedelt sind.

Die Forschungsschwerpunkte des neuen Max Planck Center on Lipid Research

Eine der großen Herausforderungen in der modernen Biologie ist es, das umfangreiche Wissen über einzelne Moleküle in einem lebenden Organismus in einem kohärenten Bild zu vereinigen, um verstehen zu können, wie biologische Systeme funktionieren. Wie laufen verschiedene Prozesse in einer Zelle ab? Wie arbeiten die Zellen einzelner Organe und schließlich die Organe selbst in einem Organismus zusammen?

Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass sich die sogenannte Lipidomik bereits in naher Zukunft zu einem zentralen Werkzeug in der Zell- und Entwicklungsbiologie, der molekularen Medizin und den Ernährungswissenschaften entwickeln können. „Wir möchten das komplette Inventar an Lipiden verschiedener Zellen und Organismen analysieren, um Instrumente entwickeln zu können, die Lipidomics für die biologische Systemanalyse sowie für die Untersuchung und Behandlung von Krankheiten nutzen″, erklärt Professor Marino Zerial, Direktor am MPI-CBG, und einer der beiden verantwortlichen Leiter des neuen Centers.

Im Detail haben sich die deutschen und indischen Forscher mehrere Ziele vorgenommen: Eine systematische Analyse aller Fettmoleküle in unterschiedlichen Organismen; die Identifizierung biochemischer Wege für die Produktion und den Abbau von Lipiden sowie die Bestimmung der Rollen und Aufgaben bestimmter Lipide in der Organisation und Funktion von Membranen von Zellorganellen, Zellen, Gewebe und dem gesamten Organismus. Die Wissenschaftler rechnen damit, dass die Entschlüsselung des Lipid-Inventars eines Organismus noch viele Überraschungen bieten kann, wie beispielsweise die Entdeckung neuer Lipidklassen oder neuer  Arten, die sich nur auf molekularer Ebene unterscheiden.

In der Gründungsphase des Centers, die sich über fünf Jahre erstreckt, soll einerseits eine Forschergruppe in Dresden und Berlin eingerichtet werden. Diese widmet sich der biochemischen und biophysikalischen Analyse biologischer Membranen und der genetischen Analyse des Lipid-Stoffwechsels in verschiedenen tierischen Modellsystemen.

Zum anderen wird eine bereits gegründete Forschungsgruppe in Bangalore miteinbezogen sowie eine zusätzliche Gruppe neu aufgebaut, die sich der Lipidforschung widmen. Die wissenschaftliche Koordination hierfür übernimmt K. Vijay Raghavan, Direktor des NCBS und neben Professor Zerial der zweite verantwortliche Leiter für den neuen Max Planck Center on Lipid Research. Weitere wissenschaftliche Koordinatoren sind auf Max Planck-Seite Teymuras Kurzchalia und Satyajit Mayor auf indischer Seite.

Um die Wissenschaftler aller beteiligten Institute zusammenzubringen, werden Joint Faculty Meetings und Longer Stays of Faculty angeboten. Darüber hinaus findet im dritten Jahr eine Tagung zur Lipidforschung und deren Auswirkungen auf die Behandlung humaner Krankheiten statt.

Ebenfalls soll das Center den wechselseitigen Austausch von PhD-Studenten und PostDocs fördern. Die regelmäßige Überprüfung der Forschungsarbeit gewährt ein Joint Scientific Advisory Board des MPI-CBG und des NCBS, das die Arbeit des Centers alle drei Jahre evaluiert.

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