Tuberkulose-Impfstoff besteht Phase-I-Studie

Impfstoff-Kandidat soll künftig besser vor Tuberkulose-Infektionen schützen

Über 90 Jahre ist der einzige derzeit verfügbare Tuberkulose-Impfstoff nun schon alt – und seine Wirksamkeit lässt nach. Immer häufiger treten Bakterienstämme auf, gegen die der Impfstoff nicht schützt. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin haben einen verbesserten Impfstoff entwickelt, der seit 2008 in klinischen Studien am Menschen getestet wird. Die Ergebnisse der Phase-I-Studie zeigen, dass der Impfstoff-Kandidat den Sicherheitsanforderungen genügt. Erste Resultate der Phase-Ib-Studie deuten zudem darauf hin, dass das Wirkprinzip des Impfstoff-Kandidaten greift.

Seit fast 90 Jahren arbeiten Wissenschaftler an einem verbesserten Impfstoff gegen das Tuberkulose-Bakterium Mycobacterium tuberculosis. Der Bacille Calmette-Guérin-Impfstoff (BCG) wurde 1919 entwickelt und enthält abgeschwächte Mycobacterium bovis-Bakterien, die Erreger der auch auf den Menschen übertragbaren Rinder-Tuberkulose. Eine Impfung mit BCG schützt Kinder in den meisten Fällen vor der Krankheit, nicht dagegen Erwachsene. Der Impfstoff hat deshalb nicht dazu beigetragen, Tuberkulose-Infektionen weltweit zu verringern.

Der am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie entwickelte Impfstoff VPM1002 basiert auf dem BCG-Impfstoff und enthält genetisch veränderte Mycobacterium bovis-Bakterien. Mit Hilfe eines eingebauten Gens können sie von den Zellen des Immunsystems besser erkannt werden. Der Organismus ist so gegen eine tatsächliche Erkrankung mit gefährlichen Tuberkulose-Erregern geschützt.

Der Impfstoff wurde an die Vakzine Projekt Management GmbH Hannover lizenziert, die ihn im Herbst 2008 unter dem Namen VPM 1002 an freiwilligen gesunden Probanden in Deutschland klinisch getestet hat. „In einer Phase-I-Studie wird das Sicherheitsprofil eines Wirkstoffes überprüft. Diese Hürde hat der Impfstoff mit Bravour bestanden. Nebenwirkungen sind im Rahmen dieser Studie nicht aufgetreten“, sagt Stefan Kaufmann vom Berliner Max-Planck-Institut. Als nächstes müssen die Forscher sicherstellen, dass VPM1002 auch bei Menschen in Regionen mit hoher Tuberkulose-Verbreitung sicher ist und dass es wie geplant wirkt. „In einer solchen 1b-Studie muss der Impfstoff beweisen, dass sein Wirkprinzip funktioniert, er also so wirkt, wie wir das von ihm erwarten", erklärt Stefan Kaufmann. "Diese Anforderung scheint VPM1002 auch zu erfüllen“, sagt Bernd Eisele von der Vakzine Projekt Management, die die Impfstudien verantwortlich durchführt.

Bevor VPM1002 als Impfstoff auf den Markt kommen kann, muss sich seine Wirksamkeit und Sicherheit in weiteren Studien an Freiwilligen in Gebieten mit hohem Tuberkulose-Risiko bestätigen. „Wenn alles gut geht und VPM1002 auch in großen international angelegten Studien wirksam und sicher ist, könnte der neue Impfstoff in rund fünf Jahren einsatzbereit sein“, hofft Stefan Kaufmann.

VPM1002 ist einer von zurzeit zwölf Impfstoff-Kandidaten in klinischer Entwicklung. Er  ist einer von drei genetisch veränderten Varianten des momentanen Impfstoffs BCG, die einen besseren Schutz als BCG bieten und ersetzen könnten. Die übrigen bestehen aus immunreaktiven Substanzen, die die Wirkung von BCG verstärken sollen. Der erste dieser Kandidaten könnte frühestens 2016 zum Einsatz kommen. Experten schätzen, dass ein gegenüber BCG verbesserter Impfstoff fast 8 Millionen Todesfälle verhindern könnte. Ein neuer Verstärker-Impfstoff könnte die Zahl der Tuberkulose-Opfer um weitere 40 Prozent verringern.

HR

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